König Ludwig und Neuschwanstein - nicht abwählbares Pflichtprogramm jedes amerikanischen und anglisierten, insbesondere japanischen Bayernbesuchers - so wohl das Vorurteil, das kaum an der Realität vorbeigeht. Zu einer Zeit, als in New York die Glühbirne Edisons die Großstadt zu erleuchten begann und Charlie Chaplin vielleicht schon über seinen ersten Film nachdachte, hatte auch München noch viel vor. König Ludwig setzte allem die Krone auf - mit seinen aberwitzigen Cinderella-Projekten, die später von Walt Disney kopiert wurden. Etwas schlichter musste es im egalitärer Pinakothek München-Zentrum zugehen. Nicht von schlechten Eltern und in gleichem Maße imposant intendiert ist aber das wohl nicht zufällig "Königsplatz" genannte Areal im nordwestlichen Zentrum, Nähe Pinakothek und Schwabing.
Mit der Errichtung des Torbauwerks Propylaen und dem Museum für griechische Kunst "Glyptothek" wollte die bayrische Monarchie noch mal das Beste aus dem Überkommenen herausholen, bevor es dann im nachwilhelminischen Airraid in Schutz und Asche versank. Wem die Propyläen zu klassisch-königlich anmuten, kann sich im benachbarten Vorgarten (mit Teich) des Lenbachhauses verweilen oder die darin befindliche Bildersammlung besichtigen. Lenbach - das war ein im 19. Jahrhundert zu Reichtum und Würden gekommener Porträtmaler.
Nicht minder interessant für Kunstbeflissene die Alte und die Neue Pinakothek. Hier hängen, was wohl seitdem "Schinken" genannt wird: enorm große Leinwände, bemalt mit allen denkbaren - und dem Jetztmenschen meist unbekannten - mythologischen Gestalten und barbusigen Sinnesträgerinnen.
Einen merklich moderneren Akzent setzt dagegen das erst vor kurzem dem Publikumsverkehr übergebene Gebäude der Pinakothek der Moderne München (südwestlich, zum Zentrum hin). Hier zum Beispiel ist auch die sogenannte "Neue Sammlung" zu sehen, ein tolles Archiv von Industriedesign der letzten 150 Jahre.
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